Wir sind Eltern, die nicht bereit sind, immer wieder auftretende Probleme in Kindertagesstätten hinzunehmen. Die gesetzlichen Rahmenbedingungen stimmen mit den tatsächlichen Anforderungen an Kindertagesstätten sowie deren Erzieherinnen und Erziehern nicht mehr überein. Wir haben fünf Forderungen an die Politik formuliert, um eine kontinuierliche und pädagogisch sinnvolle Betreuung unserer Kinder zu sichern. Wir möchten, dass allen Müttern und Vätern eine Berufstätigkeit ohne Sorgen um die Kinderbetreuung möglich ist. Unsere Forderungen betreffen das Kindertagesstättengesetz und das Arbeitsrecht. Fünf Forderungen für verbesserte Bedingungen in Kindertagesstätten 1. Ausbildungsoffensive / Image-Kampagne für Berufsbild Erzieher In den letzten Jahren wurde der Ausbau von Krippen massiv vorangetrieben, um Müttern und Vätern eine schnelle Rückkehr in den Beruf zu ermöglichen. Dabei wurde die erforderliche Zahl von Erziehern massiv unterschätzt, sodass ein drastischer Fachkräftemangel die Folge ist. Wir fordern: eine Ausbildungsoffensive für Erzieherinnen und Erzieher, um den Beruf insgesamt deutlich aufzuwerten, damit langfristig genügend qualifiziertes Personal zur Verfügung steht. Ein erhebliches Problem sind die niedrigen Gehälter, welche die Berufswahl Erzieher / Erzieherin unattraktiv machen. Die verhältnismäßig lange Ausbildung steht in keinem Verhältnis zum späteren Verdienst. Wir fordern: eine deutliche Anhebung der Gehälter und die Einführung einer Ausbildungsvergütung, um den Beruf finanziell attraktiver zu gestalten. Viele Stellen werden auch auf lange Sicht immer nur befristet ausgeschrieben. Dies erhöht den Personalwechsel und widerspricht einer guten und konstanten Betreuung der Kinder. Wir fordern: keine Langzeit-Befristungen von über einem Jahr. 2. Mehr Zeit für Vorbereitung, Nachbereitung und Organisation Eine gute Vor- und Nachbereitung der pädagogischen Arbeit ist ein essentieller Bestandteil der Tätigkeit von Erzieherinnen und Erziehern. Momentan stehen den Erzieherinnen und Erziehern einer Gruppe hierfür insgesamt 7,5 Stunden pro Woche zur Verfügung. Dies erweist sich in der Praxis als viel zu wenig, um Kinder sinnvoll zu fördern und koordiniert individuell zu betreuen. Wir fordern: mindestens 5 Stunden pro Woche je Erzieherin und Erzieher, um eine fachlich fundierte und reflektierte Betreuung zu ermöglichen. Aktuell steht der Leitung einer Kita 5 Stunden pro Gruppe zur Freistellung zu, um sich alle anfallenden organisatorischen Aufgaben zu kümmern. Dies ist besonders in kleinen Einrichtungen mit nur wenigen Gruppen bei Weitem nicht ausreichend und führt zu massiven Überstunden. Wir fordern: mindestens 10 Stunden Freistellung pro Woche pro Gruppe für die Kita-Leitung, um sich vorausschauend um die Belange der Kita und unserer Kinder kümmern zu können. 3. Kostenfreie Betreuung Schule, Berufsschule und Studium sind in Deutschland an staatlichen Einrichtungen kostenfrei. Bei der frühkindlichen Betreuung in Kindertagesstätten ist dies in den meisten Bundesländern bisher nicht der Fall. Die Kosten für einen Krippen- oder Kindergartenplatz unterscheiden sich außerdem je nach Kommune oder Träger der Einrichtung zum Teil noch ganz erheblich. Wir fordern: eine komplette Übernahme der Betreuungskosten durch das Land Niedersachsen, um Familien mit kleinen Kindern generell zu entlasten und Eltern mit geringem Einkommen den Wiedereinstieg in den Beruf zu erleichtern. 4. Flexible Öffnungszeiten und Buchungsmodelle Die Öffnungszeiten der Kitas entsprechen oft nicht den Bedürfnissen der Eltern und den Anforderungen der Arbeitgeber. Es gibt sowohl den Fall, dass Eltern nicht voll erwerbstätig sein können, weil Randöffnungszeiten morgens und abends nicht angeboten werden, als auch den Fall, dass Eltern mehr Stunden bezahlen, als sie regelmäßig in Anspruch nehmen möchten, weil nur Ganztagsplätze buchbar sind. Wir fordern: flexiblere Öffnungszeiten der Kitas, um dem tatsächlichen Bedarf der Eltern gerecht zu werden. Keine Kopplung von (Rand-)Öffnungszeiten an Mindestzahlen, insbesondere auch in Einrichtungen in ländlichen Regionen. 5. Verbesserung des Betreuungsschlüssels Aktuell sind für Kindergruppen mit bis zu 15 Kindern zwei Erzieher und eine weitere Fachkraft (z. B.: Sozialassistentin) vorgesehen. Für Kindergartengruppen sollen laut Betreuungsschlüssel zwei Erzieher für 25 Kinder anwesend sein. In der Praxis erweist sich das oft als zu wenig. Rechnet man Urlaub und durchschnittliche Krankentage eines Erziehers zusammen, dann kommt man auf 46 Tage pro Jahr, in denen der Erzieher ausfällt. Das bedeutet für diese Tage, dass Erzieher aus anderen Gruppen oder nicht gleichwertig ausgebildete Aushilfskräfte die Betreuung der Kinder übernehmen. Immer wieder müssen auch Kindergruppen zeitweilig schließen, weil es keinen Ersatz gibt. In jedem Fall leiden das pädagogische Angebot und damit die Förderung unserer Kinder. Wir fordern: einen besseren realen (nicht minimalen) Betreuungsschlüssel (2,5 Erzieher auf 25 Kinder) mit einer festangestellten Vertretungskraft, die sich auf 2 Gruppen aufteilt, damit Krankheitstage nicht zu Überstunden des Personals und Ausfällen des pädagogischen Angebots führen.
Der Kultusausschuss hat die Eingabe und die dazu eingeholte Stellungnahme des zuständigen Ministeriums in seiner Sitzung am 08.06.2018 beraten und dem Landtag dazu den nachfolgenden Beschluss empfohlen:
Die Eingabe wird der Landesregierung als Material überwiesen.
Der Landtag ist dieser Empfehlung in seiner Sitzung am 20.06.2018 gefolgt. Damit ist die parlamentarische Behandlung der Eingabe abgeschlossen.